(Oster-)Samstag, 11. April 2020, an der Karl-Geusen-Straße 173 in Düsseldorf-Eller. Auf dem Betriebshof von Automobiltechnik Roland Heidl tut sich etwas. Trotz der besonderen Umstände, die die Corona-Situation mit sich bringt, herrscht emsiges Treiben in und vor allem vor der auf exklusive Porsche-Fahrzeuge spezialisierten Fachwerkstatt. Auf den eigenen Fuchs-Schmiedefelgen rollend, wird ein Torso herbeigebracht: eine Rohbau-Karosserie ohne Türen und Hauben, soeben frisch lackiert in einem auffallend dunklen, intensiven Cyanblau. Später erst wird sich herausstellen, dass es sich bei diesem Original-Porsche-Farbton um Adriablau 50E handelt. Im hexadezimalen Farbcode ausgedrückt: #00153f. Im RGB-Farbmodell enthält #00153f 0 Prozent Rot, 8.24 Prozent Grün und 24.71 Prozent Blau. Im HSL-Farbraum weist #00153f einen Farbtonwinkel von 220 Grad, 100 Prozent Sättigung sowie 12 Prozent Helligkeit auf. Die Farbe besitzt eine ungefähre Wellenlänge von 470.96 nm.
Genug Fachchinesisch über die weitgehend ausgebeinte Rohbau-Karosserie eines 1972 produzierten „Ölklappenmodells“ mit dem charakteristischen Schmiermittel-Einfüllstutzen in der beifahrerseitigen hinteren Seitenwand? Für Roland Heidl, den „Spiritus Rector“ des geheimnisvollen Projekts, ist der seltene Blauton Programm: „Er steht für mich für den Aufbruch in ein neues Zeitalter der Mobilität“, erklärt der passionierte Porsche-Technikus, „mehr möchte ich zu diesem frühen Zeitpunkt nicht sagen. Nur soviel: Cyan steht nicht nur für mich für Energie, die fließt.“ Und er bestätigt: „Diese ‚Ölklappe‘ wird zu einem Prototypen, einem Technologieträger, neu aufgebaut. Wir haben sie nach besonderen Gesichtspunkten vorbereitet, sie wird ein paar Aggregate mehr aufnehmen müssen als das Ursprungsmodell, das wir aus den Vereinigten Staaten re-importiert und restauriert haben – nun werden viele kleine weitere Schritte folgen.“
An der Werkstattwand sind an speziellen Vorrichtungen im gleichen Adriablau lackierte Blechteile wie bei einem Puzzlespiel aufgehängt: Türen, Hauben, vordere Kotflügel. Roland Heidl schafft sie einzeln nach draußen vor die Werkstatt, er macht dies höchstpersönlich, ein Teil nach dem anderen. Nichts darf auch nur den kleinsten Kratzer abbekommen. Vor dem Tor hat die Rohbau-Karosserie bereits einen Platz in der Sonne gefunden. Aus dem vielteiligen Arrangement ergibt sich ein Ensemble, das synonym steht für den Aufbruch in ein neues Projekt, ein neues Kapitel, ein neues Zeitalter. Den Einwand, für all das stünde doch eigentlich die Farbe Grün, entkräftet Heidl mit fünf Worten: „alles schon zu oft gesehen.“ Blau also, Cyanblau, Adriablau mit der Kodierung 50E, Zeichen für Energie, Energie im Fluss. Schon einmal ist es in Roland Heidls Vita um Energie gegangen: damals, 1987, vor nunmehr 33 Jahren. Da gab es bei den 24 Stunden von Le Mans einen Sportprototypen mit Porsche-Antrieb, der verbrauchte gerade einmal 33 Liter Superbenzin auf 100 Rennkilometern. Drei Jahrzehnte später galt dasselbe für den hypermodernen Werkswagen von Porsche, den Typ 919 hybrid.
Erkenntnis(se) des Tages: zweierlei – Roland Heidl war schon einmal seiner Zeit weit voraus. Und: Es wird spannend an der Karl-Geusen-Straße 173, und das in durchaus mehrdeutigem Sinne! Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Verantwortlich für den Inhalt: Carsten Krome Netzwerkeins
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